Geschichte Hövers
Höver, in früheren Jahren Hoverde, Höverden und Höber genannt, soll nach der herkömmlichen Auffassung an Wald erinnern. Höver gehörte zu den 14 Dörfern des »Großen Freien«. Das Ortswappen, drei Eichenblätter auf goldenem Grund unter dem Löwen der »Freien« folgt dieser Anschauung. Die Gemarkung Höver, ebenso wie die benachbarten Orte, war einst sehr waldreich. Eine alte Überlieferung berichtet, dass damals ein Eichhörnchen von Hannover bis Braunschweig durch die Wipfel der Bäume springen konnte, ohne den Boden berühren zu müssen.
Gerichtsstätte im ausgehenden Mittelalter
Im 14. und 15. Jahrhundert wird der Ort wiederholt als Versammlungs- und Gerichtsstätte genannt. Im Volksmund nennt man Höver auch »Querhöver«. Die Bezeichnung »Quer« geht wahrscheinlich auf das gotische Wort »Quairum«, hochdeutsch »quirn« zurück. Mit diesem Begriff bezeichnete man eine aus zwei Mahlsteinen bestehende Handmühle. Die Überlieferung behauptet, dass früher einmal eine derartige Mühle am Bilmer Weg gestanden haben soll. Im alten Mühlenverzeichnis ist allerdings keine Mühle im Höverschen auffindbar. So kann es auch sein, dass dies »quer« von Eiche, im lateinischen »quercus«, abgeleitet wurde.Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert gab es kaum Veränderungen in der sozialen und kulturellen Entwicklung des Dorfes. Die großen Waldflächen waren zum Teil durch Überweidung und Kahlschläge verschwunden. Strukturelle Veränderungen in der bäuerlichen Landnutzung durch Weidewirtschaft und Getreidebau gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Durch Teilung der gemeinschaftlich genutzten Waldflächen und Verkopplung entstand im Jahr 1854 die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft. Höver war zu dieser Zeit ein reines Bauerndorf mit Menschen, deren Lebensordnung sich auf Familie, Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft, vor allem aber auf den bäuerlichen Lebensberuf gründete.
Der große Wandel – Elektrifizierung, Straßenbahn, Industrialisierung
Am Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich das stille, abgeschiedene Dorf Höver zu wandeln. Die moderne Industrie brach in die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Einheit des Dorfes ein. Dieser Prozess begann schon am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Straßenbahnlinie Hannover–Höver–Sehnde–Haimar, die aus Höver einen Vorposten am Rande der Großstadt Hannover machte. Mit Errichtung dieser Verkehrslinie kam auch die Elektrizität ins Dorf und in die Bauernhäuser. Entscheidend für die Industrialisierung des Dorfes war jedoch die Errichtung des Zementwerkes »Alemannia« durch den Lehrter Kommerzienrat Hermann Manske im Jahr 1907. Der oberflächennahe hochwertige Kalkmergel war entscheidend für den Strukturwandel von Bevölkerung und Wirtschaft und die Entwicklung vom Bauerndorf zur Industriegemeinde. Von diesem Zeitpunkt an änderten sich nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die Bevölkerungszahl und deren Struktur. Zählte der Ort im Jahr 1784 noch 218 Einwohner, so waren es 1930 bereits 572. Im Jahr 1993 lebten 1453 Bürger in Höver.Wirtschaftlicher Aufschwung
Im Jahr 1667 hatte Höver 28 freie Hofbesitzer. 1993 wurden nur noch vier Höfe bewirtschaftet. Mit rund 120 Hektar Grundbesitz gehört das Zementwerk zu den größten Grundeigentümern Hövers.
Als sich der Zuzug der Ingenieure, Techniker, Handwerker und Industriearbeiter ständig erhöhte, war die Verwaltung der Fabrik darauf bedacht, sich einen zuverlässigen Arbeiterstamm zu schaffen, indem sie ihren Mitarbeitern ermöglichte, sich Eigentum in Form von Siedlungshäusern zu bauen. So entstand in den Dreißigerjahren eine ganze Siedlung. Das Zementwerk hatte den Betrieb Anfang der 1970er Jahre durch neue Produktionsanlagen erweitert – es erforderte Investitionen in Höhe von ca. 110 Millionen DM. Die Tagesleistung beträgt nunmehr 3000 Tonnen Klinker, der Zementabsatz liegt erstmals über 500.000 Tonnen.
Die Industrialisierung wirkte sich positiv auf die Gemeindefinanzen aus. Ohne die Zementindustrie hätte Höver auf viele Vorteile verzichten müssen und wäre ein Bauerndorf geblieben. Es hat aber auch seinen Tribut leisten müssen. Es war lange Zeit das graue Dorf und gab seine eigentliche Dorfseele auf, andererseits hat es einen großen Aufstieg und Aufschwung erlangt.
Dorfgeschichtliches
Als im Jahr 1882 – Höver zählte zu dieser Zeit 306 Einwohner – die alte Schule neben der Kapelle nicht mehr ausreichte, wurde ein neues Schulgebäude errichtet. 1993 befinden sich in diesem Gebäude die Post, ein Kosmetiksalon, ein Kiosk und Wohnungen. Im Jahr 1922 wurde die Volksschule gebaut, die auch heute noch mit dem 1958/59 erstellten Neubau als Grundschule genutzt wird. Hier werden die Kinder aus Höver und Bilm in den ersten vier Schuljahren unterrichtet.
Am 24. und 15. März 1945 wurde Höver durch Bombenangriffe schwer getroffen. Etwa 190 Bomben fielen auf unsere Gemarkung, 32 davon ins Dorfinnere. Drei Siedlungshäuser erhielten Volltreffer und es gab Tote zu beklagen. Auch im alten Dorf wurde viel zerstört. Fast alle Dächer wurden abgedeckt. Die Fenster waren lange Zeit mit Pappe oder Brettern zugenagelt, da es nichts zu kaufen gab. Am 8. April 1945 wurde die Brücke über den Mittellandkanal gesprengt. Bis zum Wiederaufbau der Brücke im Jahr 1957 konnten die Bauern das Ackerland, das hinter dem Kanal lag, nur über einen langen Umweg über die Hindenburgschleuse in Anderten erreichen.
Im Jahr 1947 bekam Höver eine Wasserleitung und im Jahre 1967 wurden die Kläranlage und die Sporthalle gebaut. Das waren Vorbedingungen für den Bau des Lehrschwimmbeckens im gleichen Jahr. Das Lehrschwimmbecken hat eine Größe von 8 x 12,5 Metern mit einem höhenverstellbaren Boden und dient insbesondere dem Schwimmunterricht der Schulen der Gemeinde Sehnde. Außerhalb der Freibadesaison kann es auch von der Öffentlichkeit genutzt werden.
Seit der Gebietsreform im Jahr 1974 ist Höver ein Ortsteil der Gemeinde Sehnde. Im Jahre 1975 wurde die ehemalige Gemeindeverwaltung zum Kindergarten ausgebaut. Der Kindergarten hat im Jahr 1993 einen Anbau bekommen, da der Platz nicht mehr ausreichte. Die Schützen bauten in Eigeninitiative ein Schützenheim, das 1986 eingeweiht werden konnte.
1993 gibt es vor Ort fast alles, was man zum Leben braucht
Neben dem Zementwerk gibt es inzwischen einen Betrieb für die Herstellung und Anlieferung von Frischbeton. Die Gemeinde plant weitere Industrie- und Gewerbeansiedlungen in unserer Gemarkung – insbesondere auf den Flächen zwischen Zementwerk und Autobahn. Aber auch für das an die Anderter Feldmark angrenzende Gebiet hinter der Autobahn gibt es bereits Pläne. In unserem Dorf haben wir einige Handwerksbetriebe. Die Firma Bartels betreibt eine Waffelfabrik und beschäftigt etwa zwanzig Personen. Es gibt zwei Tischlereien, einen Schlosserbetrieb, einen Bauunternehmer, einen Gas- und Wasserinstallationsbetrieb, einen Fuhrunternehmer, einen Friseur- und einen Kosmetiksalon.
Einkaufen kann man in einem Edeka-Geschäft, in einer Schlachterei und in einer Bäckerfiliale. Außerdem gibt es bei uns noch ein Hotel mit Gastwirtschaft und zwei weitere Gastwirtschaften mit sehr guter Küche.
Das kulturelle Leben im Ort wird insbesondere durch die Vereine und Organisationen geprägt, z.B. der Sportverein mit verschiedenen Sparten, Schützenverein, Freiwillige Feuerwehr, Siedlerbund, das DRK und ein Gesangverein.Die Dorf-Geschichte geht weiter – ein Blick auf unser Höver heute
Durch die Ansiedlung neuer Betriebe und durch neue Baugebiete stieg die Zahl der Einwohner auf über 1800. Allerdings gab es auch bei einigen Firmen Änderungen oder sogar Betriebsaufgaben. So gibt es in Höver inzwischen weder Lebensmittelmarkt noch Schlachterei. Auch das Postamt wurde geschlossen. Den Strukturwandel zur Industriegemeinde kann man auch daran erkennen, dass es nur noch drei landwirtschaftliche Betriebe gibt.
Quelle:Vortrag von Marianne Grefe
(Auszug von September 1993)
Für weitere Informationen gehen Sie bitte zu: https://www.unser-hoever.de/